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Stellungnahme FWG zum Artikel „Jetzt werden die Pfarrer gefragt“ (AZ vom 26.10.2017)

30. Oktober 2017
FWG Pressemitteilung Nr. 6/ 2017

Seit August beschäftigt sich der Stadtrat mit dem Thema Segnung der neuen Halle. Es wird diskutiert und auch gestritten, welches denn nun der „richtige Weg“ ist, mit diesem Thema umzugehen. Der Stadtrat hat nun nach einer erneuten inhaltlichen Auseinandersetzung mehrheitlich beschlossen, die Entscheidung zu vertagen und eine Anhörung zu veranlassen. Es sollen noch einmal alle Meinungen öffentlich diskutiert werden – mit Unterstützung von Kirchenvertretern, Staatsrechtlern und weiteren Fachleuten, die uns, den Beteiligten, auch die verfassungsmäßigen Grundlagen nahe bringen sollen. Es geht also keineswegs nur darum, dass nun die Ingelheimer Pfarrer gefragt werden. Das hätte durchaus vorher passieren können.

Verschiedentlich war zu hören: Dann segnet doch einfach. Es tut doch keinem weh! Aber darum geht es nicht. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als eine kritische Auseinandersetzung um kirchlichen Einfluss in unserem säkularen (weltlichen) Rechtsstaat. In unserer Verfassung wird in verschiedenen Artikeln auf den Umgang mit der Religion eingegangen. Die Präambel beruft sich auf die „Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Gerade im Lutherjahr 2017 werden uns unsere Wurzeln in der christlichen, abendländischen Kultur bewusst. Dies berührt aber nicht die Grundlagen des modernen Rechtsstaates, der eben nicht zu Zeiten Luthers entstanden ist, sondern auf der Grundlage von Humanismus und Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert. Die in dieser Zeit erstmals formulierten Menschenrechte wurden in Frankreich und Nordamerika hart erkämpft. Sie bilden die Grundlage der Verfassungen aller demokratischen Staaten wie dem deutschen Grundgesetz, das eine Trennung von Staat und Kirche vorsieht.

Auf die Auseinandersetzung mit dieser komplexen Thematik dürfen wir gespannt sein. Sie auf die Diskussion mit den Pfarrern zu reduzieren entspricht keinesfalls dem Beschluss, der am 23.10. im Stadtrat gefasst wurde.